Ich mache das erste Mal beim Story Samstag mit und hoffe, dass meine spontane Geschichte jemanden findet, dem sie gefällt 🙂

Vom Geld war nichts mehr übrig. Ich konnte es nicht fassen und starrte den Notar apathisch an. Das gesamte Geld meiner Großtante Helga war für die aufwendigen Kreuzfahrtschiff-Reisen draufgegangen, mit denen sie erst mit 81 begonnen hatte. Unzählige Fotoalben zeugten von den exotischen Orten, an denen sie noch zum Ende ihres Lebens war, immer gekleidet in eines der viel zu großen Hawaii-Hemden ihres verstorbenen Mannes Günther.

Und so sehr ich mich für sie freute und ihre spät gefundene Reiselust bewunderte, hatte sie mir doch auch vor wenigen Monaten noch zugesagt zu helfen, damit ich die Hypothek meines Hauses abbezahlen konnte. Ich hatte mich beim Anblick des schnuckeligen Fachwerkhauses einfach verliebt und nach einigem Zögern ihre angebotene Unterstützung angenommen. 

Und nun hatte sie mir als einziges Erbe all die Sachen versprochen, die noch auf ihrem Dachboden zu finden waren, was mich etwas tröstete, weil ich dann wenigstens einige Erinnerungen an meine geliebte Großtante aufbewahren konnte.

Mechanisch stand ich auf und ignorierte meine Cousine, die den ganzen Rest des Hauses geerbt hatte und mir mitleidige Blicke zuwarf. Ich entschloss mich sofort zum Haus von Helga hinzufahren, bevor meine Cousine anfangen konnte, das Gebäude für die angekündigte Frühstückspension zu renovieren, von der sie schon lange träumte.

Ich schlich die knarrenden Dielen entlang, atmete den Staub ein und blickte mich um. Wahllos griff ich mir die erstbeste kleine Truhe, ein fremdländisch aussehendes Behältnis, das Helga wohl von einer ihrer Reisen mitgebracht hatte.

Ich öffnete sie und nahm einen schmucklosen Beutel heraus, der mich an einen kleinen Reissack erinnerte. Ich löste die Kordel und griff hinein, tastete den rauen Beutelinhalt entlang und hielt drei Goldmünzen in der Hand. Staunend betrachtete ich sie. Die Münzen glänzten, als habe sie jemand sorgsam gehegt und gepflegt. Ich verschloss erfreut über meinen Fund den nun leeren Beutel wieder und wollte ihn in die Truhe zurücklegen, da klimperte es. Ich schaute überrascht in den Beutel hinein und wieder fielen mir drei Goldmünzen in die Hände. Ich war nun überzeugt, mich getäuscht oder es mit Magie zu tun zu haben, war meine Tante doch immer schon esoterisch angehaucht und hatte ständig Energie-Kristalle und Zaubersteine angeschleppt. Der ganze Dachboden war voll davon. Ich wiederholte das Procedere, den Beutel zu schließen und zu öffnen einige Male, bis ich mir sicher war, das ich hier einen zauberhaften Gegenstand in den Händen hielt. Nun konnte ich die Hypothek bezahlen und ich hätte Helga vor Erleichterung am liebsten umarmt.

4 Gedanken zu “Story-Samstag: Der erste Satz

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